Pressemitteilung vom 19.12.2022
Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF)
Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee fällt 2022 aus
Der Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee wird dieses Jahr abgesagt. Dies haben die Sachverständigen der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) zusammen mit den Staatlichen und Kantonalen Fischereiaufsehern entschieden. Die Vertreterinnen und Vertreter der Berufsfischerei unterstützten den Beschluss. Grund für die Absage ist die sehr geringe Zahl laichreifer Felchen in den Versuchsfängen rund um den See.
Die Fischereiverwaltungen der Anrainerstaaten führten dieses Jahr ab Ende November rund um den See Versuchsfänge durch. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nur sehr wenige Felchen an den Laichplätzen einfanden. Aufgrund der geringen Fangzahlen haben daher die Sachverständigen der IBKF den diesjährigen Laichfischfang (siehe Kasten) abgesagt. Dies zeichnete sich ab, da die Fischerinnen und Fischer schon seit dem Sommer kaum noch Felchen fingen. 2018 war der Laichfischfang erstmals seit 1964 ausgefallen.
Der Bodensee ist bereits seit längerem großen Veränderungen unterworfen. Während bis in die späten 1980´ger Jahre der Nährstoffgehalt sehr hoch war, ist er heute wieder im Bereich der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts. Dazu beigetragen hat unter anderem der Ausbau der Kläranlagen. Der tiefere Nährstoffgehalt, die zunehmende Menge an nicht-heimischen Muscheln und seit 2013 große Mengen an Stichlingen beschränken das Futterangebot der Felchen, außerdem fressen Stichlinge die Eier und Larven der Felchen. Auch die große Kormoranpopulation wirkt sich aus. Zusätzlich erwärmt sich wegen des Klimawandels das Bodenseewasser immer stärker. Dadurch verkleinert sich der Lebensraum der Felchen, die eher kühleres Wasser bevorzugen. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass seit einigen Jahren die Anzahl gefangener Felchen sinkt. Die IBKF berät, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können.
Obwohl der Laichfischfang 2022 ausfällt, können Verbraucherinnen und Verbraucher trotzdem auch dieses Jahr auf eine kleine Menge an Bodenseefischen hoffen: Die Fischerinnen und Fischer dürfen in der Woche vor Weihnachten, im Rahmen der traditionellen Weihnachtsfischerei, noch einmal im begrenzten Umfang Netze setzen. Barsche, Rotaugen und wenige Felchen sind daher mit Sicherheit zu beziehen.
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Arbeitsgruppe der IBKF organisiert jedes Jahr Versuchsfänge
Eine ständige Arbeitsgruppe der IBKF organisiert die Versuchsfänge vor der Laichzeit der Felchen und bewertet die Ergebnisse. Die Arbeitsgruppe gibt den Laichfischfang frei, wenn ausreichend laichreife Fische in den Probenetzen gefangen werden. Dann fangen die Berufsfischerinnen und -fischer die Fische und gewinnen den Laich. Dieser wird in den Brutanstalten rund um den See erbrütet. Die Jungfische werden Ende März / Anfang April als fressfähige Brut in den See entlassen. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass sich die jährlichen Erträge stabilisieren. ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
IBKF Pressemitteilung Felchenlaichfischerei 2022
Pressemitteilung vom 22. Juni 2022
Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF), Tagung vom 22. Juni 2022
Rückläufige Fischfänge und Artenschutz im Fokus der IBKF
Die 66 Berufsfischerinnen und Berufsfischer am Bodensee-Obersee haben im vergangenen Jahr 234 Tonnen Fische gefangen. Damit waren die Fänge, insbesondere die der Felchen, erneut deutlich niedriger als im Vorjahr. Die IBKF unterstützt die Berufsfischerinnen und Berufsfischer in Ausbildung in dieser schwierigen Situation mit zusätzlich erlaubten Geräten. Zudem setzt sie sich für den Schutz der gefährdeten Nase ein.
2021 hat die Berufsfischerei am Bodensee-Obersee insgesamt 234 Tonnen Fische gefangen. Dies sind 21 % weniger als im Vorjahr. Das Fangergebnis liegt damit 40 % unter dem Mittelwert der letzten 10 Jahre. Die Fischerinnen und Fischer fingen vor allem weniger Felchen (-43 % im Vergleich zum Vorjahr). Am Fang waren 66 Berufsfischerinnen und Berufsfischer mit Hochseepatent beteiligt. Die IBKF hat an ihrer Jahrestagung am 22. Juni 2022 diese zunehmend schwierige Lage der Berufsfischerei besprochen. Sie zeigt sich besorgt über den starken Bestand der invasiven Arten Stichling und Quaggamuschel sowie die weitere Zunahme der Kormorane am See. Die Bevollmächtigten fordern ein international abgestimmtes Kormoranmanagement am Bodensee bald zu beginnen.
Die IBKF will den traditionellen Berufszweig der Fischerei am «Schwäbischen Meer» unterstützen. Sie hat deshalb beschlossen, das volle Kontingent an Gerätschaften für lernende Fischerinnen und Fischer zu erlauben.
Der Fang der Angelfischer blieb im letzten Jahr mit 46 Tonnen weitgehend konstant. Um den Welsbestand besser befischen zu können, erlaubt die IBKF neu neben dem Aal- auch den Welsfang vom Bodenseeufer aus bis 01:00 Uhr nachts.
Im Artenschutz hat sich die IBKF im Rahmen einer Arbeitsgruppe in den letzten Jahren intensiv mit der heute sehr seltenen Langdistanzwanderart Nase (Chondrostoma nasus) auseinandergesetzt. In einer neuen Studie zeigte sie, dass sich die Nasenpopulationen der verschiedenen Bodenseezuflüsse genetisch unterscheiden. Für die Förderung dieser gefährdeten Art setzt sich die IBKF weiterhin ein.